Beda mit Palme mit „Quetschnroots“ unterwegs

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„Vordergründig – Hintergründig“ – die Porträtreihe abseits des Mainstreams
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Als Beda sein Soloprojekt gestartet hat, war ihm klar, dass er aufgrund seines Dialektes überregional wahrscheinlich kaum verstanden werden wird. „Das war mir egal“, erzählt er, er brauche ja nicht die ganze Welt mit seinen Liedern erobern. Bei einem großen Konzert in Dortmund hat Beda aber gemerkt, dass zumindest seine Musik international verstanden wird.

„Warte nicht, mache es jetzt und nicht morgen“

Seine musikalische Basis holte sich der Mühlviertler in der Musikhauptschule Freistadt. „Hier wurde viel gesungen und wir nahmen sogar CDs auf“, berichtet Beda. Daneben lernte er Gitarre und übte auf seiner Zieharmonika, also der „Quetschn“, wie das Instrument im Dialekt genannt wird. Nach der Pflichtschule wollte der Musiker eine Lehre beginnen, entschied sich aber doch dazu die Matura zu bestehen und zwar im Linzer Stiftergymnasium. Hier lernte er seine Kollegen vom Vokalensemble LALÁ kennen. Mit ihnen hat Beda bereits viele Konzerte absolviert, bis er eines Tages den Entschluss fasste, selbst Lieder zu schreiben. „In einer Gruppe muss man Kompromisse suchen, um einen Konsens zu finden“, erklärt er. Deshalb startete er neben dem Chor-Projekt auch solo durch.

Schubladen

Beda verbindet Reggae mit traditioneller Volksmusik und Pop, ist also sehr vielseitig. Wenn es dennoch jemand schafft, ihn in eine musikalische Schublade zu stecken, ist das dem Musiker nur recht.

Bereits als Kind hat Beda „Quetschn“-Unterricht bekommen. „So ganz traditionell, mit Polka und Walzer“, erzählt er. Dann sei bei ihm die „Sturm und Drang“-Zeit gekommen und er hat die Quetschn weggelegt.  „Ich konnte mich als Jugendlicher einfach nicht mehr mit diesem Instrument  identifizieren“, erklärt er.

Beda liebt es, Texte im Dialekt zu schreiben. „Der Dialekt ist weich, dadurch besser zu singen und obendrauf gibt es noch mehr Ausdrücke“, erklärt er. Den Ausdruck „Fesche Gredl“ hat Beda von seiner Oma gehört und gleich daraus ein Lied gemacht.  „In einer halben Stunde war dann der Song, angelegt als flottes Reimspiel, fertig“, erzählt er.

In seinen Texten spielt Beda auch mit der Zweideutigkeit von Begriffen. Beim Titel „Marie“ zum Beispiel erkennen viele nicht sofort, worum es in diesem Lied inhaltlich eigentlich geht. Die meisten denken an eine Frau, die in einem Liebeslied besungen wird. „Ja, der Song hat schon mit Liebe zu tun“, erklärt Beda, „allerdings besinge ich die Liebe zum Geld“. Für Geld würden viele Menschen auch ihre persönliche Freiheit aufgeben, ohne es zu merken, beobachtet Beda.

„Kein Austropop“

Zu Beginn seiner musikalischen Laufbahn kann der „Quetschen-Liedermacher“ keinen Bezug zu österreichischen Popmusikern finden. „Meine Musik ist kein Austropop“, sagte er damals. Großes Vorbild in jenen Jahren ist Hubert von Goisern. Beda macht sein eigenes Ding, er fühlt sich auch keiner Szene verbunden.

Beda mit Palme sucht auch den Kontakt zu anderen Musikern oder Musik-Genres.
2019 spielte er mit den Blech Brass Brothers in Ort im Innkreis beim „Woodstock der Blasmusik“ auf. Seine Lieder hat er als Bläsersatz arrangiert. Es war für den Multiinstrumentalisten das erste Mal, vor 60.000 begeisterten Fans aufzutreten. Aufgrund des großen Zuspruchs soll die Kooperation weitergehen.

Musik als Therapie

Auf der Bühne fühlt sich Beda mittlerweile pudelwohl, wie er sagt, doch das war nicht immer so. In seiner ersten Phase als Solo-Künstler hatte Beda einige Enttäuschungen zu verarbeiten.

Für Beda ist Musik eine Art Therapie. Themen oder Botschaften, die er wahrscheinlich in einem Gespräch nicht so gut rüber bringen könnte, wie er meint, transportiert der Liedermacher in Form von musikalischen Botschaften. Aus der Kreativität wächst die ständige Kraft, weiterzumachen.

Mit seiner, von der „Quetschn“ geprägten Musik, erreiche Beda ältere Generationen. Mit den kritischen Texten, spreche er ein jüngeres Publikum an. Ich bin eher der kritische Typ, schätzt sich Beda selbst ein. Er  mache sich demnach viele Gedanken, was in der Gesellschaft gut oder schlecht läuft. Mit seinen Liedern möchte er sein Publikum unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen. Ein Spagat, der nicht immer einfach ist. Inspirationen für Texte kommen vor allem durchs Lesen.

„Mitleid bekommst Du geschenkt, Neid musst du Dir verdienen“

Sein erstes Solo-Konzert spielte der Sänger 2011 in Wels. Damals präsentierte er eigene Lieder mit Gitarre, allerdings war er noch ohne Palme unterwegs. Beda bezeichnet diesen Auftritt als Niederlage, denn im Publikum befanden sich nur drei Burschen. Es waren allerdings seine besten Freunde.

„Mitleid bekommst Du geschenkt, Neid musst du Dir verdienen“, so lautet Bedas Motto, an das er sich seit dieser Zeit hält. Als Musiker überleben zu können, ist nicht einfach. Es gebe zwar sehr viele die Schreiben, sich aus dem Proberaum aber nie heraustrauen“, erklärt Beda. Zudem sei der Markt heiß umkämpft.

Sein Werdegang als Livekünstler ließ Beda hart werden. Das müsse er auch sein, erklärt er, denn mit seinen Liedern gibt er viel von sich preis und wird daher angreifbar. Beda schreibt ständig an neuen Songs. Nicht alle kommen sofort auf ein Album oder werden live vorgestellt. Er lässt sie reifen.

Zu beinahe jedem Song auf dem Album „Quetschnroots“ gibt es ein Video, das auf Youtube zu finden ist. Das Lied „Schware Göd“, entstand wieder in Kombination mit den Blech Brass Brothers, die natürlich auch im Video zu sehen sind. Und Stabführer ist: natürlich, da Beda.

Die Palme

Es kursieren ein paar Geschichten, wie Beda zu seinem Künstlernamen kam. Gern erzählt er die einzig Richtige: Die Idee zu seinem Künstlernamen kam Beda im Wohnzimmer. Er überlegte, wie er sich die Bühne einrichten könnte, um sich wohlzufühlen. Eine Palme musste her, die dann nach und nach zum Markenzeichen wurde.

Mit „Daunzn“ hat Beda eine Nummer auf das Album gepackt, die er in Konzerten schon live gespielt hat. Sein Publikum ist bei diesem Song immer begeistert mitgegangen. Nun wollte er daraus etwas ganz Besonderes machen und hat deshalb den Song zu einem Berliner Produzenten geschickt, der sich auf Reggae spezialisiert hat. Geworden ist daraus ein Song mit traditionellem Thema im modernen Sound. „Viele Menschen glauben, die meisten Jugendlichen tanzen nicht mehr“, sagt Beda. Weit gefehlt, sie machen es, nur halt anders.

„Bin Mühlviertler geblieben“

Wolfsegg am Hausruck ist Bedas Wahlheimat. Ursprünglich kommt der Musiker aus dem Mühlviertel. Ins südliche Hausruckviertel brachte ihn die Liebe … Eigentlich ist er ja auch überzeugter Mühlviertler geblieben, wie er sagt. Freistadt bezeichnet der 30jährige Musiker als Stadt seines Herzens und die Altstadt sei für ihn ein Juwel.

Auch wenn der Musiker als Multiinstrumentalist gelten kann, sieht er sich als Sänger. Beda spielt Ziehharmonika, Gitarre, Melodica, Mundharmonika, Trompete und Klavier. Es gibt aber noch weitere Instrumente, die er gerne lernen würde. Zum Beispiel Cello oder Dudelsack.

Beda ist es wichtig, seinen Musikstil immer wieder zu verändern. Verschiedene Variationen seiner Musik sind besonders am aktuellen Alben „Quetschnroots“ zu hören. „Marie“ und „“Daunzn“ sind eindeutig Reggae-Nummern erklärt er. „Schware Göd“ und „fesche Gredl“ sind Zeugen seiner Volksmusikalischen Wurzeln. Und „Es is gaut“, zeigt seine Freude an Pop-Musik.

Weitere Informationen über den „Bio-Akustischen-Dialekt-Volks-Reggae“-Musiker gibt´s auf Bedas Homepage unter, www.mit-palme.at.

(Peter Pohn) 

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