„Ich glaube, wir müssen einfach noch einmal auf die Straße, demonstrieren wie vor 20 Jahren“ sagt Troll-Borostyani-Preisträgerin Barbara Lea Schubert vom Frauenvolksbegehren 2.0. Während wir 2018 100 Jahre Frauenwahlrecht feiern, verortet man in der Unterstützungsphase zwar Zustimmung, aber noch sehr viel Luft nach oben. Was die Beteiligung betrifft, liegt sogar das konservative Tirol vor Salzburg.
„Ich seh‘ das bei vielen Frauen, die trauen sich nicht einmal in der Gemeinde unterschreiben gehen, weil sie sich damit einer Diskussion stellen müssen“, erzählt Schubert, die die Agenden des Frauenvolksbegehren 2.0 für das Bundesland Salzburgs leitet. Wo stehen wir mit der Gleichberechtigung auf allen Ebenen heute? 100 Jahre nachdem Frauen das Wahlrecht errungen haben, „Resultat eines lang andauernden und harten Kampfes der Frauen um Partizipationsmöglichkeiten, bei dem Männerinteressen immer wieder den Interessen von Frauen übergeordnet wurden“. Wissen das junge Frauen heute? In welchem politischen Klima spielt sich das Frauenvolksbegehren ab? Ist man mit manchen Forderungen über‘s Ziel hinaus geschossen? Sollte nicht zumindest jede Frau solidarisch unterschreiben gehen? Darüber sprechen wir mit Barbara Lea Schubert.
Der Troll-Borostyani-Preis wird vom Referat Frauen, Diversität, Chancengleichheit des Landes Salzburg gemeinsam mit dem Frauenbüro der Stadt Salzburg seit 1996 zum Internationalen Frauentag für herausragende Leistungen von und für Frauen vergeben.
Wer war Irma von Troll-Borostyani? Am 31.3.1847 im Haus Griesgasse 4 in Salzburg geboren, geprägt durch die liberale und auf Selbständigkeit abzielende Erziehung ihrer Mutter und das Leben im bürgerlichen Rahmen gehobenen Beamtentums. Mit 23 Jahren fasste Irma Troll den Entschluss, Salzburg zu verlassen und so der beengenden Moral des Kleinstadtlebens zu entkommen. Sie „flüchtete“ nach Wien, wo sie 1879 durch ihr erstes Buch „Die Mission unserer Jahrhunderts. Eine Studie über Frauenfragen“ Protest, Aufsehen, aber auch Beifall erntete. 1882 kehrte die Feministin nach Salzburg zurück, heiratsbedingt war ihr Name nun Irma von Troll-Borostyáni.
In der Kleinstadtidylle Salzburgs wurde sie als Provokation empfunden. Einerseits sorgte ihre radikal-feministische Einstellung und ihr Engagement im „Salzburger Freidenkerverein“ für Widerstand, andererseits stieß man sich an Troll-Borostyànis äußerer Erscheinung. Schon als junges Mädchen war sie als der „erste Bubikopf“ in Salzburg bekannt und auch nach ihrer Rückkehr aus Wien trug sie ihr Haar betont kurz. Ihr Erscheinungsbild war maskulin – Masche, Hemd, Sakko – verstärkt durch die Tatsache, dass sie öffentlich Zigarren rauchte. Am 10. Februar 1912 verstarb die 65-jährige Irma von Troll-Borostyàni an einem Gehirnschlag.
Dem Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht“ und politisch aktiven Frauen widmet sich das aktuelle if-Magazin. Vier Mal im Jahr gibt die Abteilung Kultur, Bildung und Gesellschaft des Landes Salzburg das Magazin if:chancengleichheit kompakt heraus. Seit November 2016 gibt es zu jeder Ausgabe auch eine Radiosendung im Rahmen des Frauenzimmers. Die Sendereihe entsteht mit Unterstützung der Abteilung Kultur, Bildung und Gesellschaft des Landes Salzburg.
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