Visionär
– ist schlicht der Titel einer großen und der ersten Retrospektive zu Herbert W. Franke.
Franke ist Physiker, beschäftigt sich mit Mathematik, Höhlenforschung und Naturerkundungen, mit Computerkunst und letztendlich hatte er das Metaverse längst besprochen gehabt in seiner künstlerischen Auseinandersetzung. Anlässlich des 95. Geburtstags des Medienkunstpioniers Herbert W. Franke würdigt die Landeskultur sein Leben und außergewöhnliches Werk mit einer Ausstellung im Francisco Carolinum Linz und einem Expert:innenTalk.
Wir haben eine der Kuratorinnen, Genoveva Rückert, zum Interview getroffen.
Ingmar Bergman revisited
2016 schrieben Gisle Kverndokk und Øystein Wiik für das Landestheater Linz das preisgekrönte Musical In 80 Tagen um die Welt. Vor einigen Jahren erhielten sie die exklusiven Rechte, Ingmar Bergmans berühmte Familiengeschichte als Musical zu adaptieren, das nach zwei Jahren pandemiebedingter Verspätung in der Regie von Musicalchef Matthias Davids endlich auf die Bühne des Schauspielhauses kommt. Eine Hommage an das Theater, eine Feier des Lebens und ein Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft.
Schweden 1907: Die Welt der Familie Ekdahl gerät aus den Fugen, als Theaterleiter Oscar Ekdahl unerwartet stirbt. Seine junge Witwe Emilie heiratet Bischof Edvard Vergérus und zieht mit den Kindern Alexander und Fanny in Edvards Residenz, in der er mit eisiger Strenge regiert. Als sich herausstellt, wie sehr die Kinder leiden, setzt der Rest der Familie alles daran, Emilie, Fanny und Alexander wieder zu sich zu holen. Es braucht eine spektakuläre Rettungsaktion inklusive Zauberei und viel Fantasie, bis Emilie mit ihren Kindern in den Schoß der Familie zurückkehrt.
FROzine war bei der Pressekonferenz und bringt on Air, wie das Dunkel einer Familiengeschichte in Fanny und Alexander am Landestheater mit Humor versetzt werden will.
Gelebte Revolution
Die Studie von James Horrox umfasst 140 Jahre Geschichte der Kibbuzbewegung. Von der zweiten bis zur vierten jüdischen Einwanderungswelle in Palästina 1904 bis 1932 waren die Kibbuzim anarchistisch geprägt und stark von Kropotkins kommunistischem Anarchismus, Landauers Siedlungssozialismus und Bubers binationalem Föderalismus beeinflusst.
Erst als die zionistisch-etatistische Strömung von Ben-Gurion und Menachem Begin in der Kibbuzbewegung ab den End-Dreißigerjahren die Oberhand gewann, wurde der Anarchismus in den Kibbuzim zurückgedrängt. Ganz erstarb er jedoch nie. Es kam nach reaktionären Phasen zu Formen der Renaissance, etwa ab den Neunzigerjahren in den urbanen Kibbuzim, als man sich der solidarischen Prinzipien der anarchistischen Frühphase wieder erinnerte.
Lou Marin ist Anarchist, Autor und Übersetzer. Das 2009 erschienene Buch Gelebte Revolution ist von ihm letztes Jahr ins Deutsche übersetzt worden. Daniela Fürst von Literadio hat mit ihm über die historischen Hintergründe gesprochen. Im FROzine bringen wir Auszüge daraus on Air.
Franz
„Er ist ein völlig haltloser, seinen widernatürlichen Trieben gegenüber machtloser Verbrecher, bei dem von Freiheitsstrafen kein erzieherischer oder abschreckender Erfolg mehr zu erwarten ist.” – Anklageschrift gegen Franz Doms.
Franz Doms ist eines der vergessenen Opfer der NS-Justiz. Wie tausende andere schwule Männer wurde er verfolgt, diskriminiert, inhaftiert und schließlich zum Tode verurteilt. 1944 starb er im Alter von 21 Jahren im Hinrichtungsraum des Landesgerichts Wien. Bis zu seinem Tod blieb er loyal und denunzierte nie andere, um sich selbst zu retten.
Jürgen Pettinger hat sich intensiv mit Franz Doms Leidensweg auseinandergesetzt, erzählt bildhaft, was über sein Leben bekannt ist, zitiert aus überlieferten Ermittlungs- und Gerichtsakten und bildet Dialoge anhand von Gesprächsprotokollen nach. Doch Pettingers Zugang ist mehr als eine bloße Rekonstruktion der Fakten. Er taucht tief in die Welt Franz Doms’ ein und zeichnet dessen letzte Lebensjahre auf intime und packende Weise nach, wodurch sein tragisches Schicksal, das exemplarisch für die systematische Verfolgung Homosexueller während des NS-Regimes steht, nah und spürbar wird. Ein Auszug aus dem Gespräch mit dem Autor von Susanne Peter.
Am Mikrofon: Pamela Neuwirth