Triestiner Karstgespräche: Verstehen verboten! (Schallmooser G. #265)

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Schallmooser Gespräche
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Schallmooser Gespräche aus dem Urlaub 2025. Arbeitstitel: Verstehen, Verzeihen, Vergessen und Verdrängen. Hauptsächlich ging es Rosi und Če dann doch um das problematische Verständnis resp. Verstehen von „Verständnis“ und „Verstehen“. Denn alles verstehen heißt eben nicht unbedingt alles verzeihen. Und wenn man für etwas „Verständnis“ hat, heißt das auch nicht unbedingt Billigung. Im Gegenteil: Es ist gefährlich, etwas nicht verstehen zu wollen oder gar zu dürfen, was man nicht billigt. Denn dann weiß man eben nicht, warum die Scheiße passiert, vor der einem so graust.

„[Hier jemand oder etwas einfügen, was man ablehnt]-Versteher“ ist mittlerweile ein Schimpfwort oder eine Kampfvokabel. Wir dürfen mittlerweile Kickl, dessen Wähler, Kurz, Doskozil, Trump, Putin, die Hamas, die AfD, „Corona-Leugner“ oder Verschwörungstheoretiker nicht „verstehen“, weil wir uns quasi mitschuldig machen, wenn wir deren Gedankengänge nachvollziehen. Wer die jeweils als Böse Gebrandmarkten – das können aus anderer Sicht zum Beispiel auch die Grünen, Van der Leyen, Selenskyi, Erdogan oder Netanyahu sein – versucht zu verstehen, macht sich in den Augen der Gegner der Bösen mit eben diesem Bösen gemein. Er steht dann im Verdacht, nicht mehr auf der Seite der Guten zu stehen, weil er ja doch „Verständnis“ zeigt. Man muß daher jeden Anflug von Verständnis verdrängen, will man sich nicht plötzlich auf der falschen Seite der Kampflinie wiederfinden.

In den ersten zehn Minuten reden jedoch Rosi und Če vor allem über ihre eigenen persönlichen Erfahrungen mit dem Verstehen, Verzeihen, Vergessen und Verdrängen. Denn gerade diese persönlichen Erfahrungen, besonders die aus der Kindheit, prägen unser Weltbild und unsere Persönlichkeit und damit auch, was wir zu verstehen oder eben auch zu verzeihen bereit sind; mitunter auch uns selbst zu verzeihen bereit sind. Und natürlich auch, was wir verdrängt haben. Irgendwer hat einmal gemeint, mit Freuds Begriff des „Verdrängens“ habe das Vergessen seine Unschuld verloren. Letztendlich sind es aber diese Dinge, die zumeist unbewußt dann auch unsere politische Grundeinstellungen prägen und was wir bereit sind, verstehen zu wollen.

Unsere Zeit liebt aber die Versteher und Verstehenwoller generell nicht und Verständnis wird heute mit Bekenntnis gleichgesetzt. Der vielgescholtene Satz: „Man darf ja heute gar nichts mehr sagen!“ müßte eigentlich heißen: „Man darf ja heute gar nichts mehr verstehen!“ Denn das ist das eigentliche Problem.

Der Rausschmeißer ist ein Song vom Ambros. Eh klar, welcher, oder?

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