Stell’ dir vor, es ist Krieg in Europa, und keiner kriegt es mit …

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  • 14_11_2025_Europa_im_Krieg
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Stell’ dir vor, es ist Krieg in Europa, und keiner kriegt es mit …

Gott sei Dank, es gibt Experten, die uns belehren:

Doch der Krieg kehrt durch die russische Aggression in der Ukraine auf unseren Boden zurück. Er kehrt auch täglich in immer hybrideren Formen zurück: durch Verletzungen unseres Luftraums, durch Migration, durch Informationsmanipulation, durch Cyberangriffe und durch Provokationen im Weltraum. Wir befinden uns leider erneut in einer Ära der Konfrontation.“ (Präsident Macron zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober 2025.
https://www.france-blog.info/wp-content/uploads/2025/10/elysee-module-25285-fr.pdf)

„Wir“ – Europa! – sind schon im Krieg! Dafür braucht es bloß ein wenig präsidentielle Definitionskunst, dann sind die Beweise erdrückend: „Verletzungen des Luftraums“ ist Krieg, wohlgemerkt, auch ohne Bomben abzuwerfen; „Migration“ ist Krieg – Russland ist Schuld an zu vielen Syrern und Afghanen in Europa? Oder sind die Flüchtlinge aus der Ukraine gemeint, gehören die nun auch abgeschreckt und zurückgeschickt? „Informationsmanipulation“ – auch Russland verbreitet seine Sprachregelungen und „Narrative“, führt also schon wieder Krieg! „Cyberangriffe“ lassen sich öfter schwer zuordnen, das liegt in der Natur der Sache – also führt Russland Krieg! Der Weltraum wird auch von Russland genutzt, so wie von allen Nationen, die dazu in der Lage sind – schon wieder …

Diese politisch provozierte Kriegshysterie war das Thema dieses Podcasts Mitte Oktober über die Beiträge der Medien zur Kriegstüchtigkeitsdebatte, zur Erinnerung einige Zitat daraus:

Es kommt selten vor, dass sich alle Journalisten einig sind. Jetzt ist es wieder einmal so weit. Wladimir Putin hat es geschafft. Alle sind sich einig. Der Russe kommt. Putin wird Westeuropa und die Nato militärisch attackieren. Das steht fest. Für die Zeitungsjournalisten ist es klar, dass Putin kommt. Die Bild prophezeit ‘Putins Angriff auf unser Land’. ‘Die Nato muss sich auf einen baldigen Angriff Russlands einstellen’, sagt das Handelsblatt. Und die Zeit fragt sich nicht mehr, ob uns Putin überfällt, sondern nur noch, ‘wo Putin die Nato überfallen könnte’.“ (Weltwoche 13.10.2025, in: https://cba.media/738587)

Ebenso leisten private Drohnenpiloten ihren Beitrag zur Wehrertüchtigung vor allem in Deutschland, ebenfalls vor einem Monat besprochen:

So ziemlich alle ‘Russen-Drohnen’-Berichte der letzten Wochen aus Deutschland, Polen, Frankreich, Norwegen, Litauen und Dänemark haben sich mittlerweile als unbegründet herausgestellt. In Litauen waren es Zigaretten-Schmuggler, in Norwegen, beim Frankfurter Flughafen sowie beim Warschauer Präsidentenpalast ‘Hobbydrohnenpiloten’, die ihren Neuerwerb testen wollten. Die Bundeswehr sah sich gezwungen, SPIEGEL-Berichte zu angeblichen Überflügen zu dementieren. Auch in Dänemark legten Politik und Polizei den Rückwärtsgang ein. Ähnlich zeigt sich die Lage beim angeblichen ‘russischen Drohnen-Tanker’, den französische Spezialeinheiten medienwirksam am 27. September in internationalen Gewässern bei Saint-Nazaire aufgebracht hatten.“
(https://www.nachdenkseiten.de/?p=140202) …

Unangebracht in dieser Darstellung war und ist bloß die optimistische Annahme, „die medial angeheizte Drohnen-Hysterie würde „jeden Tag mehr in sich zusammenfallen – genau so funktioniert die Propaganda derzeit: die jeweilige Lüge – oder höflicher: die freiheitlich-demokratische Desinformation – wird gehörig aufgeblasen, und das verschämte Dementi kommt dann ungefähr im Stellenwert des berühmten „Kleingedruckten“ in Verträgen, weswegen der normale Konsument auch auf Konsumentenschützer angewiesen ist – so wie er derzeit auf ausgefuchste „Medienkompetenz“ angewiesen wäre, und das keineswegs bloß im Umgang mit den berüchtigten „Sozialen Medien“, sondern gerade bei der Lektüre von Gazetten, die sich selber des unverzichtbaren „Qualitätsjournalismus“ bezichtigen. Sprachregelungen wie „Schattenflotte“ und „hybrid“, von „kritischen“ Bedenkenträger als eine unklare Beweislage benörgelt, dienen doch ersichtlich dazu, dem anvisierten Feind als dessen Machenschaften alles zur Last zu legen, was „wir“ ihm nicht so einfach nachweisen können, weil er so raffiniert ist – aber „wir“ wissen ohnehin ganz genau Bescheid, weil er „uns“ doch in der Ukraine im Weg ist! Für das tatsächlich gültige Fazit, für das „Framing“, wie das im Jargon der Meinungsmacher heißt, noch eine absolut glaubwürdige Quelle, unabhängig und nur der Objektivität verpflichtet, keinem nationalen Interesse verpflichtet – nämlich die deutschen Geheimdienste:

Deutschland befindet sich aktuell nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden. In diesem Befund waren sich die zu einer öffentlichen Anhörung … geladenen Spitzen der Nachrichtendienste des Bundes einig. … Das Handeln Russlands sei darauf angelegt, die Nato zu unterminieren, europäische Demokratien zu destabilisieren, deren Gesellschaften zu spalten und einzuschüchtern. Ziel sei es, die eigene Einflusszone nach Westen auszuweiten und das wirtschaftlich vielfach überlegene Europa in die Abhängigkeit von Russland zu bringen. ‘Um dieses Ziel zu erreichen, wird Russland, wenn nötig, auch eine direkte militärische Auseinandersetzung mit der Nato nicht scheuen’, sagte der BND-Präsident.“ https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw42-pa-pkgr-1102394

Das alles wird schon stimmen, da kennen sich die Fachleute aus, schließlich sind ihre Dienste, soweit für das Ausland zuständig, selber ständig mit Unterminieren, Destabilisieren, Spalten, Einschüchtern und dem Ausweiten der eigenen Einflusszone beschäftigt. Im Westen also nichts neues, der Sache nach ist das schon die längste Zeit der Alltag zwischen Russland und den maßgeblichen europäischen Staaten. Warum also genau jetzt diese Entdeckungen, dass Krieg ist, oder zumindest der Friede vorbei ist?

Damals: Nur Seite an Seite mit den USA!

Vielleicht bringt ja ein kleiner Rückblick ein wenig Aufklärung! Wir erinnern uns an den vorigen deutschen Kanzler und dessen Mantra eines „besonnenen“ Vorgehens in der Ukraine, was ihm gern als Zögerlichkeit und Feigheit vorgeworfen wurde. Damals wurde exemplarisch die Lieferung von deutschen Panzern an die Ukraine als Problem gehandelt:

Das … Problem, mit dem sich die deutsche Regierung wegen des Kampfpanzer-Deals zu befassen hat, besteht darin, dass die führende Stellung, die Deutschland sich hierbei erworben hat, ihm auch eine führende Stellung in der Skala der Bedrohung einträgt, die von der östlichen Großmacht gegen die westlichen Beiträger zum Ukraine-Krieg ausgeht. Der Kanzler hat für die Bewältigung des Risikos, dem er sein Land damit aussetzt, den Weg einer deutsch-amerikanischen Sonderbeziehung eingeschlagen und auf diese Weise die Botschaft umgesetzt, die er am 17.2.23 auf der Münchner Sicherheitskonferenz so aufgesagt hat:
Zugleich tragen wir Sorge dafür, dass es nicht zu einem Krieg zwischen der NATO und Russland kommt. Daher lautet meine dritte Botschaft: Die Balance zwischen bestmöglicher Unterstützung der Ukraine und der Vermeidung einer ungewollten Eskalation werden wir auch weiterhin halten. Und ich bin froh und dankbar, dass Präsident Biden und viele andere Verbündete das genau so sehen wie ich. Denn der Kurs, den wir gemeinsam eingeschlagen haben, verläuft durch unkartiertes Gelände.’
Der deutsche Kanzler hat seine Bereitschaft, dem amerikanischen Auftrag zur Ausstattung der Ukraine mit einer schlagkräftigen Panzerabteilung aus deutschen und europäischen Leo-Beständen nachzukommen, mit dem Junktim versehen, dass die USA selber eine Anzahl ihrer eigenen Abrams-Panzer an den Kriegsschauplatz liefern. So buchstabiert er vor, wie seine Regierung ihre stereotype Beteuerung verstanden haben will, dass sie Eskalationsschritte ‘nur im Bündnis und in Abstimmung mit den Partnern’ unternehmen will. Die US-Panzer, auf deren Lieferung an die Ukraine Scholz besteht, sind das materielle Unterpfand für das Verhältnis, das die cisatlantische Führungsmacht Deutschland mit der Führungsmacht des transatlantischen Bündnisses jetzt eingeht: Deutschland macht sich zum europäischen Protagonisten der anstehenden Eskalationsstufe, dies aber nur unter der Bedingung, dass die USA als Schutzmacht für diese deutsche Subjektrolle bereitstehen und eine praktische Haftung dafür übernehmen. Die Zusage von Abrams-Panzern steht für die Rückversicherung, dass Amerika die Abschreckungsleistung garantiert, die Deutschland wegen der Forcierung seines Kriegsbeitrags benötigt. Die US-Regierung lässt sich von diesem Akt bündnisinterner Diplomatie beeindrucken und verspricht, irgendwann ein paar Tanks beizusteuern.“ (GegenStandpunkt 1-23, https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/zweite-kriegsjahr-darf-beginnen#sectionidm5)

Heute: Für Amerika ist der Krieg vorbei

Nun, diese Phase ist vorbei, und das verdanken wird Donald Trump. Der hat die amerikanische Sicht der Dinge neu definiert, hat unter der Prämisse „americafirst“ die Bedeutung der Ukraine für die USA drastisch herabgestuft, und seinem Vorgänger vorgeworfen, der hätte sich wieder mal für fremde Interessen einspannen lassen, hätte teure amerikanische Waffen und amerikanisches Geld ohne amerikanischen Nutzen rausgeschmissen; und schlimmer noch, letztlich das weitere Schmarotzertum der EU und deren Erweiterung nach Osten auf Kosten Russlands – und der USA! – unterstützt. Also hat er Selenskyj bei jenem spektakulären Meeting im White House erst mal gefeuert, und sich dann doch für dessen weitere Benutzung breitschlagen lassen, sozusagen als geringfügig Beschäftigter – und sich im Gegenzug einen privilegierten amerikanischen Zugriff auf ukrainische Bodenschätze gesichert, wenn es dort mal wieder was zu verdienen gibt. Das unter der Bedingung, dass die europäischen Staaten für allfällige amerikanische Waffenlieferungen bezahlen, womit sich El Presidente die weitere Kontrolle über die militärischen Fähigkeiten der Ukraine vorbehält: Aus der neuen amerikanischen Sicht

war und bleibt falsch, den russischen Militäreinsatz gegen Kiew als Angriff auf eine Friedensordnung zu nehmen, für deren Rettung und Wiederherstellung Amerika zuständig sei und mit einer unnachgiebigen Intervention, einer indirekten Kriegführung bis an die Schwelle zu einer direkten weltkriegsträchtigen Konfrontation einzustehen habe; so als wären die USA sich das schuldig, um ihren Status als Weltmacht zu wahren. Der Krieg, den die USA drei Jahre indirekt, aber maßgeblich geführt, im NATO-Verbund gesponsert und dirigiert haben, ist mit dieser Ansage tatsächlich vorbei … Die Kämpfe in der Ukraine gehen zwar noch weiter; und mit Feindaufklärung und der Ablieferung fest zugesagter Waffen, auch mit fortbestehenden Sanktionen gegen Russland sind die USA immer noch dabei; eine gewisse Schädigung Russlands geht schon noch weiter. Aber um dessen allmähliche Entmachtung in Europa geht es nicht mehr. Die Ukraine ist nicht länger Vorposten in einem Ringen der USA und ihres Westens mit der unerträglichen östlichen Gegenmacht.“ (https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/trump-sagt-ukraine-krieg-ab)

Europa will den Krieg!

Das ist erst einmal ein schwerer Schlag für die europäischen Ansprüche auf eine staatliche Ordnung weit nach Osten nach ihren Vorgaben; denn nicht nur die Ukraine gehört bekanntlich zu „uns“, das gilt auch längst für Moldawien und Georgien; und warum „wir“ diesen Typen in Weißrussland noch immer dulden, obwohl „wir“ Europäer doch längst eine Exilpolitikerin zur legitimen Präsidentin gewählt haben, das kann einen gutgläubigen Konsumenten der hiesigen Medienlandschaft vermutlich nur noch wundern. Mit der neuen Positionierung Washingtons ist vor allem aber die unverzichtbare ultimative Rückendeckung erledigt, von der die europäische Abteilung dieser Konfrontation gezehrt – aus Trump-Sicht: schmarotzt – hat. Nämlich die amerikanische strategische Atommacht im Verhältnis zur russischen, an die Putin bei mancher Gelegenheit erinnert hat, und der die Europäer, auf sich allein gestellt, wenig entgegenzusetzen haben. Das ist die eigentliche Frage, die von der FAZ im Mai so gestellt wird: „Europa steuert auf eine in jeder Hinsicht anspruchsvolle Grundsatzentscheidung zu: Soll es die Ukraine alleine stützen, wenn Amerika weiter ausfällt? Kann es das überhaupt?“ (FAZ, 21.5.25) Die bisherige Antwort ist ein politisch uferloses, unermüdlich bekräftigtes „unbedingt“; gefolgt vom Beschluss, sich Kriegskredite in astronomischer Höhe zu genehmigen!

Bloß ist mit dem Ausstieg Amerikas auch das bisherige Narrativ erledigt. Der Sache nach hat der frühere Westen gegen Russland auf seinem Monopol auf Krieg beharrt; ein Monopol, exekutiert in den Kriegen gegen Serbien, Afghanistan, dem Irak, Libyen, um nur die letzten Highlights zu erwähnen. Das moralisch aufgeplusterte Narrativ hat den westlichen Stellvertreterkrieg in der Ukraine als eine Art von selbstverständlichem, automatischen „Sachzwang“ der Tugend genommen, so wie eben auf das Verbrechen der Polizeieinsatz folgt. Die Kündigung des Bildes vom amerikanischen „Weltpolizisten“, der nicht für seine Interessen, sondern für die allgemeine Ordnung gewalttätig wird, hat auch diese „Selbstverständlichkeit“ erledigt. Nicht nur das. Der US-Präsident hat mit seinem Schlagwort „ameicafirst“ unermüdlich an eine Prämisse erinnert, die Charles de Gaulle ebenso wie Henry Kissinger zugeschrieben wird: „Staaten haben keine Freunde, nur Interessen!“ Die Ukraine wurde am neuen amerikanischen Interesse gewogen, und für zu leicht befunden. Welche Interessen haben denn nun die Europäer? Die Sachlage ist relativ klar: Zu wessen „Hinterhof“ gehört die Ukraine und andere Ostgebiete, zum europäischen oder zum russischen Imperium? Und wer ist die zuständige Weltmacht, die den Westen weiterführt, wenn es um die Frage geht, welche Staaten mit welcher Orientierung zugelassen sind, und wieweit sie reichen?

Zu so viel Offenherzigkeit und Freimütigkeit im Gefolge des von Trump befeuerten Wandels in der politischen Kultur und in den kommunikativen Sitten – Kanada? Grönland? Panamakanal? Willhaben! –, zu solcher Rohheit wollten sich die feinsinnigen Europäer dann doch nicht hinreißen lassen. Sie bestehen nach wie vor darauf, dass sie keine Interessen HABEN, wegen denen sie etwas WOLLEN; es ist ihr Krieg, der sein MUSS, weil Putin demnächst vorbeikommt, obgleich er schon längst da ist! Die Vermeidung der „ungewollten Eskalation“, von der Scholz 2023 gesprochen hat, ist obsolet. Der Ami-Präsident hat praktisch vorgeführt, dass er eine Wahl hat – die Euro-Mächte wollen suggerieren, dass sie keine hätten, weil der Russe längst unter uns ist! Der amerikanischen Neupositionierung und dem europäischen Beschluss zum Weitermachen verdanken wir alle also erst mal die Radikalisierung des Feindbildes, in Gestalt der aktuellen Kampagne, wonach der Krieg längst nicht mehr nur in der Ukraine stattfindet, sondern – Migration, Desinformation, Drohnen, Hackerangriffe im Weltraum usw. etc. – schon in Europa tobt. Der Ami-Präsident würde übrigens auch noch den „Drogenhandel“ in die Liste aufnehmen. Wenn Migration eine Aktivität des Feindes ist, wieso nicht auch – Drogenhandel?!

So geht Verschwörungstheorie, und das Zauberwort heißt „hybrid“!

Literaturhinweis: Trump sagt den Ukraine-Krieg ab – Europa hält an seinem Unvereinbarkeitsbeschluss mit Russland fest (GegenStandpunkt 2-25, https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/trump-sagt-ukraine-krieg-ab)

*

Auch heute ein kleines Schmankerl aus Österreich: Im Standard erläutert ein „Militärexperte“ im Gespräch mit der Verteidigungsministerin

„Österreich wäre ein attraktives Ziel für einen russischen Angriff“

(https://www.derstandard.at/story/3000000295342/militaerexperte-gady-oesterreich-waere-ein-attraktives-ziel-fuer-einen-russischen-angriff)

Das macht natürlich neugierig! Ein „attraktives“ Ziel, sagenhaft, was hat Österreich denn an Attraktionen zu bieten, für Russland?

Nehmen wir an, Russland überfiele ein Land im Baltikum, greift vielleicht Polen an. Die Nato ruft also den Bündnisfall aus. Gleichzeitig gibt es Spannungen am Balkan, wo Russland verdeckt agiert. Nun müssen Truppenverbände der Nato schnellstmöglich von Westeuropa Richtung Osten verlegt werden. Dabei würden sie Österreich durchqueren. Russland würde in einem solchen Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit kritische Infrastruktur in Österreich angreifen: Autobahn- und Eisenbahnbrücken, Kraftwerke; etwa mit Marschflugkörpern, Drohnen, ballistischen Raketen. Österreich wäre dafür ein besonders attraktives Ziel, weil es im Gegensatz zu Nato-Mitgliedern seine Flug- und Raketenabwehr nicht mit der Nato integriert hat.“

Gut, der Militärexperte hat noch nicht kapiert, dass es die gute alte Nato von früher nicht mehr gibt; was Europa betrifft, wurde sie von einer ad-hoc-Koalition der europäischen Kriegswilligen abgelöst oder zumindest entscheidend modifiziert, aber heutzutage geht alles so schnell … In seinem Szenario „muss“ die Nato jedenfalls österreichisches Territorium unter Verletzung der österreichischen Neutralität „durchqueren“, einer Neutralität, die Österreich laut Neutralitätsgesetz „mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln aufrechterhalten und verteidigen“ muss, was in diesem Szenario offenkundig nicht stattfindet. Damit wäre der russische Angriff nicht nur sehr „attraktiv“, sondern vor allem völkerrechtlich legitim.

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