Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen, über „fair pay“, Kultur- und Medienförderungen. Und die Journalistin Ellen Tordesillas im Gespräch über Pressefreiheit auf den Philippinen.
Faire Bezahlung ja, aber wann?
Mehr Arbeit für weniger Geld – so lautet die Formel für viele Kulturarbeiter*innen in Oberösterreich, aber auch für Menschen hinter der Bühne, wie Tontechniker*innen oder Bühnenbauer*innen. 37 % der Kulturarbeiter*innen leben laut Kulturplattform OÖ unter der Armutsgrenze. In der Corona-Pandemie werden prekäre Arbeitsverhältnisse sichtbar, kulturpolitische Interessensvertretungen machen jedoch schon seit Jahren darauf aufmerksam. Sie fordern faire Bezahlung, Mindestgrenzen für Honorare, soziale Absicherung sowie eine komplette Neuaufstellung der Kulturförderung. Die schwarz-grüne Bundesregierung hat die Forderung nach „fair pay“ in ihr Regierungsprogramm aufgenommen. Wann wird es zu einer Umsetzung kommen? Schaffen die Grünen das, woran andere Parteien bisher gescheitert sind? Eva Blimlinger, Kultursprecherin der Grünen im Nationalrat, gibt im Interview mit Marina Wetzlmaier Antworten.
Um Medienförderungen ging es im zweiten Teil des Interviews: Seit Jahren fordern die Freien Medien etwa eine Erhöhung des Nichtkommerziellen Rundfunkfonds. Eine „Überprüfung“ der Dotierung hat laut Blimlinger immerhin bereits stattgefunden. Außerdem ging es um die Frage, inwieweit die Kriterien für eine Presseförderung überdacht werden sollten.
Hinweis: Kultureinrichtungen können übrigens beim NPO-Fonds finanzielle Unterstützung beantragen: https://npo-fonds.at/
Pressefreiheit auf den Philippinen: „Wahrheit ist unser Auftrag“
Die Medienvielfalt auf den Philippinen ist auffallend groß: rund 600 Radiostationen und 500 Zeitungen sind auf dem Inselstaat aktiv. Gleichzeit gehören die Philippinen zu den gefährlichsten und tödlichsten Ländern für Journalist*innen. Auf dem Index der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegen sie Platz 138 von 180. Eine Verschlechterung um 2 Plätze im Vergleich zum Vorjahr. Seit 1986, dem Ende der Diktatur von Ferdinand Marcos, wurden über 190 Reporter*innen ermordet. 19 von ihnen fallen in die Regierungszeit von Rodrigo Duterte, der seit 2016 Präsident der Philippinen ist. Zur Aufklärung kommt es in den wenigsten Fällen.
Auch Ellen Tordesillas hat immer wieder Morddrohungen erhalten. Die 73-jährige Journalistin befindet sich derzeit auf Einladung der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte in Deutschland. Ihre journalistische Karriere begann während er Zeit der Diktatur im Jahr 1983. Im Interview erzählt sie von ihrer damaligen Tätigkeit bei einer Untergrundzeitung. Pressefreiheit und Demokratie müssen stets verteidigt werden, betont Tordesillas. Gerade die Pandemie wurde genutzt, um kritische Berichterstattung einzuschränken. Auch Gesetzesverschärfungen, wie ein neues Anti-Terrorgesetz, ermöglichen es den Behörden Regierungskritiker*innen zu verhaften.
Außerdem: ein Ausblick auf die nächste Präsidentschaftswahl 2022.
Ellen Tordesillas ist Mitbegründerin der Recherche-Plattform VERA Files: https://verafiles.org/
Mehr zum Thema Pressefreiheit: Das Kunstprojekt „Wahrheitskämpfer“ porträtiert ermordete und verfolgte Journalist*innen weltweit: http://wahrheitskaempfer.de/
Gestaltung und Moderation: Marina Wetzlmaier
CC-Musik: Ketsa – My Tribe, Crowander – Sun Ride